120 seiten, 190 x 140 mm, 2020
portale. schwer zu sagen, wann genau meine faszination für jene schwarze löcher begann. sie waren auf einmal da. natürlich keine echten portale. nur kleine kritzeleien in skizzenbüchern oder aufzeichnungen. ganz gleich einem symbol der langeweile. weil langeweile für die privilegierten ist – aber noch mehr für die, die sie schätzen. ich stelle mir sie gerne als eine art schlauch oder gullideckel vor. die pforte in den untergrund. so wie mario verschiedene welten betritt, so durchlebt er innerhalb der portale jedes mal eine neue kleine reinkarnation.
portale stellen in meinen skizzenbüchern eine dritte dimension dar, aber eigentlich symbolisieren sie die vierte. niemand weiß, was in diesen schwarzen tunneln so genau stattfindet. nur, dass man irgendwann zwangsläufig wieder rauskommt. hoffentlich. zeit und raum sind dabei unendlich dehnbar. durch gekritzelte portale sah ich mich in der amüsanten lage willkürliche seiten meiner skizzenhefte miteinander zu verbinden. einen kleinen sprung von seite drei auf seite acht, und dazwischen vier losgelöste seiten, die keine ahnung von der komplizenschaft der anderen zwei haben.
ähnlich verhält es sich mit spiegeln. die perfekte illusion der erweiterung des raumes und des ichs. in der spiegelwelt gibt es uns doppelt. alle spiegel sind sich in dieser funktion einig. die reflexion des eigenen ichs besteht immer. auch dann wenn man seinem spiegelbild den rücken zuwendet. dennoch spürt man die eigene präsenz, als wäre sie die eines fremden.
narziss war vielleicht einer der ersten, der es schaffte sein spiegelbild als portal zu durchtreten. dennoch keine besonders erstrebenswerte motivation. wenn ich mir alte fotos meiner mutter angucke dann fühle ich mich ebenfalls fast wie der junge narziss. ich staune und bin fasziniert, dass die junge frau auf dem abbild dieselbe ist, die mir von anfang an als meine mutter bekannt ist. das foto wird zu einem portal oder einem verzerrtem spiegelbild. unverkennbar dieselbe frau, nur liegen nun wieder vier losgelöste seiten, noch ein paar mehr jahre, auf jeden fall mein vater und einiges an erfahrungen dazwischen.
dennoch verschafft mir dieses foto ein fremdes bild einer mir sehr bekannten frau. ein portal eben. auch vergleichbar mit fotografien von säuglingen und kleinkindern, die sich in dem moment der aufnahme nicht mal ihrer eigenen existenz bewusst sind. später schaut sich ein jenes subjekt das eigene abgelichtete ich an und wird sich in den meisten fällen nicht daran erinnern. wieder schleicht sich das sonderbare gefühl einer fremden präsenz an. aber der fotograf (sofern der augenblick von besonderer signifikanz ist) wird sich erinnern. fotografien und erinnerungen sind stets aneinander gekoppelt.
so auch intime aufnahmen von zwei menschen. im augenblick der aufnahme so vertraut; im hier und jetzt doch schon längst auf getrennten wegen. möglicherweise ein wenig melodramatisch. früher befürchteten einige menschen, ihnen würde beim fotografiert werden ein stück ihrer seele gestohlen. sie hatten nicht ganz unrecht mit ihrer annahme. ich jedoch empfinde dies nicht als raub, sondern vielmehr als eine metapher für ein vergangenes fragment des spiegelbildes.
mein apparat fungiert als portal. als erinnerung an freunde, für sie, für mich, für ein stückchen unendlichkeit vielleicht.
120 seiten, 190 x 140 mm, 2020
portale. schwer zu sagen, wann genau meine faszination für jene schwarze löcher begann. sie waren auf einmal da. natürlich keine echten portale. nur kleine kritzeleien in skizzenbüchern oder aufzeichnungen. ganz gleich einem symbol der langeweile. weil langeweile für die privilegierten ist – aber noch mehr für die, die sie schätzen. ich stelle mir sie gerne als eine art schlauch oder gullideckel vor. die pforte in den untergrund. so wie mario verschiedene welten betritt, so durchlebt er innerhalb der portale jedes mal eine neue kleine reinkarnation.
portale stellen in meinen skizzenbüchern eine dritte dimension dar, aber eigentlich symbolisieren sie die vierte. niemand weiß, was in diesen schwarzen tunneln so genau stattfindet. nur, dass man irgendwann zwangsläufig wieder rauskommt. hoffentlich. zeit und raum sind dabei unendlich dehnbar. durch gekritzelte portale sah ich mich in der amüsanten lage willkürliche seiten meiner skizzenhefte miteinander zu verbinden. einen kleinen sprung von seite drei auf seite acht, und dazwischen vier losgelöste seiten, die keine ahnung von der komplizenschaft der anderen zwei haben.
ähnlich verhält es sich mit spiegeln. die perfekte illusion der erweiterung des raumes und des ichs. in der spiegelwelt gibt es uns doppelt. alle spiegel sind sich in dieser funktion einig. die reflexion des eigenen ichs besteht immer. auch dann wenn man seinem spiegelbild den rücken zuwendet. dennoch spürt man die eigene präsenz, als wäre sie die eines fremden.
narziss war vielleicht einer der ersten, der es schaffte sein spiegelbild als portal zu durchtreten. dennoch keine besonders erstrebenswerte motivation. wenn ich mir alte fotos meiner mutter angucke dann fühle ich mich ebenfalls fast wie der junge narziss. ich staune und bin fasziniert, dass die junge frau auf dem abbild dieselbe ist, die mir von anfang an als meine mutter bekannt ist. das foto wird zu einem portal oder einem verzerrtem spiegelbild. unverkennbar dieselbe frau, nur liegen nun wieder vier losgelöste seiten, noch ein paar mehr jahre, auf jeden fall mein vater und einiges an erfahrungen dazwischen.
dennoch verschafft mir dieses foto ein fremdes bild einer mir sehr bekannten frau. ein portal eben. auch vergleichbar mit fotografien von säuglingen und kleinkindern, die sich in dem moment der aufnahme nicht mal ihrer eigenen existenz bewusst sind. später schaut sich ein jenes subjekt das eigene abgelichtete ich an und wird sich in den meisten fällen nicht daran erinnern. wieder schleicht sich das sonderbare gefühl einer fremden präsenz an. aber der fotograf (sofern der augenblick von besonderer signifikanz ist) wird sich erinnern. fotografien und erinnerungen sind stets aneinander gekoppelt.
so auch intime aufnahmen von zwei menschen. im augenblick der aufnahme so vertraut; im hier und jetzt doch schon längst auf getrennten wegen. möglicherweise ein wenig melodramatisch. früher befürchteten einige menschen, ihnen würde beim fotografiert werden ein stück ihrer seele gestohlen. sie hatten nicht ganz unrecht mit ihrer annahme. ich jedoch empfinde dies nicht als raub, sondern vielmehr als eine metapher für ein vergangenes fragment des spiegelbildes.
mein apparat fungiert als portal. als erinnerung an freunde, für sie, für mich, für ein stückchen unendlichkeit vielleicht.