72 seiten, 260 x 200 mm, 2019
es fühlt sich an wie eine billige liebeserklärung. an wen genau, ist noch ungewiss. lissabon, der twingo, die zeit oder bérénice. wahrscheinlich das gesamtpaket. die portugiesen sprechen passender weise von „saudade“. ein wort, welches ich vorerst als unheimlich kitschig empfand, und dennoch traf es auf unangenehmer weise auf uns zu.
das wohl seltsamste phänomen war die ruhe. isoliert vom massentourismus, erblühten wir auf unserer alcantaranischen insel. drei meter von unserer haustür entfernt: statt nem büdchen, eine etwas speziellere hausbar. eigentlich eher eine spelunke für ältere männer und dicke katzen. wir waren die fremden, versuchten aber dennoch uns so gut wie möglich anzupassen. keine eskapaden im bairro alto, keine wilden erasmus-partys. sei es aus hochmut, oder aus ehrlichem interesse: langsam fingen wir an zu verstehen.
man richtet sich nicht nach buszeiten. wenn man bereit ist, geht man hin. sie fahren sowieso wann sie wollen. kein grund zur hektik. aber das handzeichen nicht vergessen. verspäten kann man sich sowieso nicht. die akademischen 2 stunden lassen einem viel spielraum. wartezeit hat mit einer kippe und einem abatanado, für etwas rotgeld, auch ihren ganz persönlichen reiz. denn wenn die portugiesen etwas im überfluss haben, dann ist es zeit. nur beim autofahren herrschen andere naturgesetze. eine nicht ganz so liebenswürdige art der Kompensation.
diese war in unserem fall auch gar nicht möglich. unser liebster begleiter – ein roter twingo – aus uns unerfindlichen gründen auf den namen „hacienda del dorado“ getauft, den wir nuno zu verdanken haben, war nur für landstraßen geeignet. wir wissen bis heute nicht, ob wir den straßen portugals nicht noch ein paar moneten für ungewollte fehlleitungen auf mautstraßen schulden. aber sie lassen sich schließlich zeit. mit „el dorado“ fuhren wir gerne aus. meistens aber führte er uns und wir ergaben uns seinen launen. ich will nicht leugnen, dass ich seine gut gemeinten motorengeräusche, die urplötzlich eintrafen und uns 98 kilometer vor moledo zu tode erschreckten, nicht vermisse. trotzdem erwies sich unser twingo als ein treuer und guter begleiter, ohne klimaanlage aber mit schiebedach und mithilfe einer cleveren konstruktion auch als optimale schlaflandschaft für einen ganzen monat. vorausgesetzt man ist unter 1,75m groß.
an einen ganz bestimmten platz führte uns „el dorado“ auf mysteriöse weise immer wieder hin. ich schwöre euch, an keinem ort der welt ist der weg vom schlafplatz bis zum meer so kurz. und auch der strand konnte durch gewisse vorzüge überzeugen. zum beispiel waren alle arten von bekleidungen nicht zwingend erforderlich, und man konnte auch „andere“ aktivitäten wie das surfen ganz ohne lästige bräunungsstreifen genießen. während unserer zeit hatten wir häufig besuch. manchmal von familie und freunden, aber primär von gemein gefährlichen „baratas“ auch bekannt als kakerlaken. ein häuslicher endgegner der sich so schnell nicht geschlagen gibt. ein unfairer kampf auf leben und tod, dicht gefolgt von ekel und resignation. und dennoch waren wir heimlich froh auch diese erfahrungen mit unseren nachbarn zu teilen. ein zeichen für tiefe verbundenheit. zumindest in meinen augen.
72 seiten, 260 x 200 mm, 2019
es fühlt sich an wie eine billige liebeserklärung. an wen genau, ist noch ungewiss. lissabon, der twingo, die zeit oder bérénice. wahrscheinlich das gesamtpaket. die portugiesen sprechen passender weise von „saudade“. ein wort, welches ich vorerst als unheimlich kitschig empfand, und dennoch traf es auf unangenehmer weise auf uns zu.
das wohl seltsamste phänomen war die ruhe. isoliert vom massentourismus, erblühten wir auf unserer alcantaranischen insel. drei meter von unserer haustür entfernt: statt nem büdchen, eine etwas speziellere hausbar. eigentlich eher eine spelunke für ältere männer und dicke katzen. wir waren die fremden, versuchten aber dennoch uns so gut wie möglich anzupassen. keine eskapaden im bairro alto, keine wilden erasmus-partys. sei es aus hochmut, oder aus ehrlichem interesse: langsam fingen wir an zu verstehen.
man richtet sich nicht nach buszeiten. wenn man bereit ist, geht man hin. sie fahren sowieso wann sie wollen. kein grund zur hektik. aber das handzeichen nicht vergessen. verspäten kann man sich sowieso nicht. die akademischen 2 stunden lassen einem viel spielraum. wartezeit hat mit einer kippe und einem abatanado, für etwas rotgeld, auch ihren ganz persönlichen reiz. denn wenn die portugiesen etwas im überfluss haben, dann ist es zeit. nur beim autofahren herrschen andere naturgesetze. eine nicht ganz so liebenswürdige art der Kompensation.
diese war in unserem fall auch gar nicht möglich. unser liebster begleiter – ein roter twingo – aus uns unerfindlichen gründen auf den namen „hacienda del dorado“ getauft, den wir nuno zu verdanken haben, war nur für landstraßen geeignet. wir wissen bis heute nicht, ob wir den straßen portugals nicht noch ein paar moneten für ungewollte fehlleitungen auf mautstraßen schulden. aber sie lassen sich schließlich zeit. mit „el dorado“ fuhren wir gerne aus. meistens aber führte er uns und wir ergaben uns seinen launen. ich will nicht leugnen, dass ich seine gut gemeinten motorengeräusche, die urplötzlich eintrafen und uns 98 kilometer vor moledo zu tode erschreckten, nicht vermisse. trotzdem erwies sich unser twingo als ein treuer und guter begleiter, ohne klimaanlage aber mit schiebedach und mithilfe einer cleveren konstruktion auch als optimale schlaflandschaft für einen ganzen monat. vorausgesetzt man ist unter 1,75m groß.
an einen ganz bestimmten platz führte uns „el dorado“ auf mysteriöse weise immer wieder hin. ich schwöre euch, an keinem ort der welt ist der weg vom schlafplatz bis zum meer so kurz. und auch der strand konnte durch gewisse vorzüge überzeugen. zum beispiel waren alle arten von bekleidungen nicht zwingend erforderlich, und man konnte auch „andere“ aktivitäten wie das surfen ganz ohne lästige bräunungsstreifen genießen. während unserer zeit hatten wir häufig besuch. manchmal von familie und freunden, aber primär von gemein gefährlichen „baratas“ auch bekannt als kakerlaken. ein häuslicher endgegner der sich so schnell nicht geschlagen gibt. ein unfairer kampf auf leben und tod, dicht gefolgt von ekel und resignation. und dennoch waren wir heimlich froh auch diese erfahrungen mit unseren nachbarn zu teilen. ein zeichen für tiefe verbundenheit. zumindest in meinen augen.